Der Einsatz von Corporate TV bei HAGEBAU

Der Einsatz von Corporate TV

Corporate TV oder Business TV hat das Potenzial, als Instrument der Unternehmenskommunikation den heutigen kommunikativen Herausforderungen gerecht zu werden. Was anfänglich als Medium der Großkonzerne mit Millionenbudgets konzipiert wurde, entwickelt sich zu einem auch für mittelständische Unternehmen einsetzbares Medium. Diese Entwicklung liegt insbesondere in den technologischen Entwicklungen begründet, die für eine erhebliche Reduktion der Kosten und für eine Vereinfachung der Produktion sorgt. Während früher Satellitenübertragungen und kostenintensive Filmproduktionen die Gesamtkosten von Corporate TV in die Höhe trieben, ist es heute möglich, mit moderner Technik kostengünstig Inhalte zu produzieren und diese über das Internet zu streamen.

Besonders interessant finden wir den Anwendungsfall der Handelsgesellschaft für Baustoffe (kurz hagebau).

Die hagebau ist ein Verbund von rund 350 mittelständischen Groß- und Einzelhändlern mit mehr als 1.500 Standorten in Europa. Für die interne Kommunikation mit Mitarbeitern, Händlern und anderen Stakeholdern hat die hagebau ein eigenes Studio gebaut und produziert regelmäßig zahlreiche Videoinhalte, die als Livestream und on-Demand in der eigenen Mediathek (und App) bereitgestellt werden. Das Themenspektrum ist vielfältig: Townhalls, virtuelle Messen, Produktpräsentationen, Finanzberichte, Schulungen. Mit der Produktion und Verbreitung von ca. 100 Videos im Jahr, setzt die hagebau mit seiner Unternehmenskommunikation einen klaren Fokus auf Video-Kommunikation!

Wir haben uns mit Hauke Mertens, Product Owner Neue Medien bei hagebau unterhalten:

Bilder 3Q-Blog

Herr Mertens, was ist Ihre Position bei hagebau und was macht hagebau eigentlich und wie sind Sie aufgestellt?

Ich bin Hauke Mertens, 32 Jahre alt und meine Position heißt Product Owner, Neue Medien. Ich verantworte unsere Audio- und Videoproduktion sowie unsere Kooperationswebsite hagebau.com.

hagebau ist die führende Kooperation im Baustoffhandel. Wir bedienen also sowohl den Einzel- als auch den Fachhandel. Wir sind für Kunden und Profi-Kunden bei unseren Standorten hagebaumarkt, hagebau Kompakt und hagebau Profi da.

Im Verbund sind 350 eigenständige Unternehmer, die nennen wir Gesellschafter und diese können unterschiedlich groß sein, mit unterschiedlich vielen Standorten europaweit, vor allem aber in Deutschland und Österreich. Es ist eine sehr individuelle Zielgruppe, eine äußerst heterogene Unternehmerschaft.

Ich sitze in der Zentrale dieser Kooperation in Soltau und wir haben als Zentrale die Aufgabe, unterschiedliche Dienstleistungen für unsere Gesellschafter bereitzustellen. Auch die Unternehmenskommunikation intern wie extern.

Warum setzen Sie auf Video für Ihre Kommunikationsarbeit?

Grundsätzlich hängt das vor allen Dingen mit den Lockdown-Maßnahmen 2020 und eingeschränkter Reisetätigkeit zusammen, was uns vor große Herausforderungen stellte, da wir darauf angewiesen sind, nah an den Gesellschaftern zu sein. Wir hatten plötzlich keinen Austausch mehr, durften nicht mehr in die Standorte fahren oder uns zu Konferenzen versammeln und so haben wir uns dann entschieden, das Ganze online zu gestalten und in den virtuellen Austausch zu gehen.

Das haben wir erst mit kleinen Schritten gemacht, um das Ganze mal zu testen. Dann wurde sehr schnell klar, dass wir diese Form der Unternehmenskommunikation professionalisieren wollen.

2020 haben wir begonnen, ein Inhouse-Studio zu bauen. Und jetzt haben wir eben die Möglichkeit, unsere Inhalte, unsere Themen und natürlich auch unsere Eigenmarken entsprechend zu positionieren und unsere wichtigsten Stakeholder immer auf aktuellem Stand zu halten.

Das sind in erster Linie unsere Gesellschafter und unsere Belegschaft. Und unsere Hauptformate sind Livestreams, Vodcasts und Dialogformate.

Wir haben monatlich feste Termine für diese drei Formate, aber auch für Diskussionsrunden. Wir veranstalten digitale Messen, wir machen Produktionen mit eigenen Ausstellungen im Studio, die relativ groß sein können, wir bieten Schulungen an, wir machen Webinare, aber auch externe Produktionen wie klassische Filme und Imagefilme für Projekte.

Als Videoportal nutzen wir eine professionelle Videoplattform. Es ist wichtig, dass nicht jeder alles sehen kann und man muss ganz genau einstellen können, wer welche Berechtigung hat, um bestimmte Inhalte zu sehen, weil das teilweise hochsensible und brisante Themen sind, die wir kommunizieren.

Wir haben zwei eigene Kommunikationsportale, ein sehr umfangreiches und komplexes für die Gesellschafter und eine modern gehaltene App für unsere Belegschaft . Videos werden dort von den Redakteuren entsprechend so eingestellt, dass die Berechtigungen eingehalten werden und wir können dann sicherstellen, dass die sensiblen Inhalte dort ankommen, wo sie hinsollen.

Livestreams machen wir auf zwei Arten. Entweder wir nutzen die klassische RTMP-Variante und binden das auf Websites ein, die wir dann gezielt streuen. Gerade für Lieferanten ist das immer ganz beliebt, weil diese keine Office-Zugänge haben. Für unsere Belegschaft und Gesellschaftern setzen wir ausschließlich auf Microsoft Teams, weil damit auch gleichzeitig eine Aufzeichnung gewährleistet wird. Unsere Live-Veranstaltungen können häufig länger als zwei Stunden gehen und werden im Anschluss entsprechend aufbereitet, verteilt und archiviert.

Welches waren Ihre größten internen und externen Herausforderungen, um Videostream-Projekte im Unternehmen umzusetzen?

In einem Betrieb unserer Größe und der Vielschichtigkeit, mit einer eigenen IT, ist der regelmäßige und konstruktive Austausch wichtig ist. Und ich betone stets konstruktiv. Man ärgert sich gegebenenfalls kurz, wenn beispielsweise irgendwelche Ports gesperrt wurden oder eine neue Firewall-Regel greift oder das Sicherheitskonzept irgendwie geupdatet wurde und dann etwas nicht funktioniert. Aber da sind unsere Jungs echt immer gut dabei, die Dinge schnell und vor allem effizient zu lösen und wir haben einen guten Austausch. Es ist aber auch wichtig, alle Domains aktuell zu halten, damit nicht plötzlich ein Video nicht mehr funktioniert, das Setup regelmäßig zu prüfen und auch stichprobenartig bei Leuten zu fragen, ob das Video auch gesehen wurde.

Wieviel Video-Content produzieren Sie durchschnittlich im Monat?

Es ist tatsächlich schwierig zu sagen, wie viel wir monatlich produzieren, weil es sehr davon abhängt, welche Themen akut sind und möglicherweise höher priorisiert behandelt werden müssen.

Wir haben feste Termine für Livestreams Richtung Gesellschafter und feste Termine für Livestreams Richtung Belegschaft. Diese finden monatlich statt. Darüber hinaus gibt es weitere regelmäßige Dialogformate, das sind Vodcasts, Diskussionsrunden und, wenn noch Kapazitäten frei sind, andere Projekte. Wir haben zum Beispiel viele IT-Projekte, die regelmäßig informieren wollen und dann gibt es auch größere Produktionen, wo man mal wirklich mit der Kamera rausgeht, eine Drohne fliegen lässt..

Grob gerechnet produzieren wir etwa acht bis zehn Videos im Monat, also ca. 100 im Jahr, würde ich sagen.

Messen Sie die Performance Ihrer Streams?

Mich interessiert natürlich immer die Teilnehmerzahl, aber vor allem die Absprungrate. Also wo wird es im Livestream langweilig, wann brechen die Leute ab und aus welchen Gründen? Oftmals ist es so, dass unsere Themen so füllend sind, dass wir Termine überziehen und die Zuschauer dann rausgehen, da sie keine Zeit mehr haben.

Livestreams sind immer ein bisschen schwer zu messen. Das geht bei Video-on-Demand ein bisschen einfacher mit der VTR, also Video Through Rate. Uns ist wichtig, dass die Inhalte bei den Zielgruppen ankommen und ich überprüfe regelmäßig, ob es von den Zuschauerzahlen her passt.

Wie groß ist die Unterstützung seitens Ihres Management-Teams?

Wir haben in der internen Kommunikation mit Print gestartet, dann kamen digitale Texte und jetzt sind wir bei Video angelangt. Als wir damit angefangen haben, war es für die eine oder andere Führungskraft eine Qual, sich vor eine Kamera zu stellen. Das sind zwar alles geübte Redner, die wissen, wie sie mit wem sprechen müssen. Und sie wissen, wie man auf der Bühne steht und den Blick schweifen lassen muss, um die Leute direkt anzusprechen. Aber vor einer Linse zu stehen, die keine Rückmeldung gibt und einfach nur da ist, das ist eine Herausforderung. Das musste man erst mal üben und lernen. Und mittlerweile ist das ein Qualitätsstandard, den wir nicht mehr zurückfahren werden.

Entsprechend groß ist auch das Engagement, sich auf Drehs vorzubereiten und den Dreh umzusetzen. Es ist eine schöne Zusammenarbeit und auch mal eine nette Abwechslung zu anderen Terminen. Unsere drei Geschäftsführer nehmen sich wirklich viel Zeit. Hinzu kommen die einzelnen Unternehmensbereiche, die dazu ermutigt werden, zu ihren Projekten auch Livestreams zu veranstalten. Das machen die dann auch.

Was bringt die Zukunft?

Zukünftig möchte ich gerne auf ein virtuelles Set umbauen, damit wir Umbauzeiten vermeiden und im Einsatz flexibler sind. Nach drei Jahren Erfahrung konnten sich alle daran gewöhnen, in einem Studio zu stehen und wir können den nächsten Schritt gehen.  

Wir bedanken uns für das Gespräch!

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